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Abgesagt! – Heisskalt

17.2.2019

Abgesagt! – Heisskalt

Leider muss die Veranstaltung am 17.02.19 in der Markthalle abgesagt werden. Tickets können an den jeweiligen VVK-Stellen zurückgegeben werden.
Hier das offizielle Statement der Band:

„Ihr Lieben,

euch folgende Neuigkeiten zu überbringen fällt uns nicht leicht, deswegen direkt raus damit: Wir haben alle anstehenden Konzerttermine ersatzlos abgesagt drücken als Heisskalt auf den Pause-Knopf!

Phil geht es gesundheitlich nach wie vor sehr schlecht und momentan ist es leider immer noch nicht abzusehen, wann er wieder Gitarre spielen und auf der Bühne stehen kann.
Deswegen ziehen wir nun die Pause vor, die wir uns eigentlich für die Konzerte nach Februar 2019 vorgenommen hatten.
Wir haben lange hin und her überlegt, ob wir jetzt nicht einfach alles ins kommende Frühjahr schieben schieben und unsere Pläne nochmal an die neue Situation anpassen. Aber wir spüren alle sehr starke Widerstände, Phil in seinem Heilungsprozess unter Druck zu setzen und sehen darin für uns auch eine wichtige Chance, nach acht Jahren Dauer-Heisskalt mal den Kopf frei zu bekommen zu reflektieren, was wir da eigentlich alles gemacht und erlebt haben.

Wir hoffen auf euer Verständnis und freuen uns auf den Moment, in dem wir uns wieder frisch und heile und voller Energie für euch und uns auf die Bühne stellen können!

Wir haben euch lieb und drücken euch fest (noch fester, als den oben erwähnten Knopf). Ihr seid echt ein toller Haufen!

Bis bald!
Heisskalt“

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Ziemlich genau zwei Jahre nach dem Erscheinen ihres letzten Studioalbums „Vom Wissen und Wollen“ veröffentlicht die Band mit dem komischen Namen ihre nächste Werksammlung. „Idylle“ heißt das gute Stück, ist ganz schön pink und ganz schön bissig und ganz schön humorvoll geraten (zumindest für die bislang in düsterem Pathos und Melancholie beinahe ertrinkenden süßen Schwaben) und offenbart eine wirklich sehr bemerkenswerte Entwicklung, die mich der Gruppe einen Forschungsdrang unterstellen lässt, den ich bei so vielen ihrer deutschsprachigen Kolleg*innen so schmerzlich vermisse. Sie sprechen selbst von „fortgeschrittener Rockmusik“ und ich finde das eine gute Schublade. Im Gespräch kristallisiert sich ein aufbrecherisches „Alles anders, alles neu“ als Überschrift aus den begeisterten Ausführungen des etwas zerzaust wirkenden Trios heraus, dem die bald zehn Jahre Tour und Exzess langsam aber sicher anzusehen sind. Und es ist ja auch wirklich viel passiert in zwei stürmischen Sommern: Gründungsmitglied und Bassist Lucas Mayer verließ 2016 die Band, die verbliebenen stritten sich aus ihrem Label-Vertrag, verstreuten sich anschließend quer über die Republik (Schlagzeuger Marius lebt weiterhin in Stuttgart, Sänger Mathias ist nach Leipzig „geflohen“, wie er sagt und Gitarrist Philipp zog es nach Berlin) und zwei Kinder kamen auch noch zur Welt. Im Gespräch mit Mathias frage ich nach wie da denn noch Zeit dafür war ein Album zu schreiben und aufzunehmen: „Wir haben früher sehr viel und regelmäßig Zeit miteinander verbracht und am gleichen Ort gelebt. Nun führen wir eine Art Fernbeziehung. Diese Umstellung war (und ist) nicht immer einfach, aber unsere Motivation für die gemeinsame Aufgabe und dass wir uns so gut kennen macht das möglich. Es ist eigentlich auch nur im „Tagesgeschäft“ schwierig, wie unser Booker so schön sagt. Da sind die Kommunikationswege länger, die Entscheidungen zäher und wir kommen uns einfach nicht ohne weiteres so nah, wie wir das wollen. Aber wenn wir uns dann wiedersehen – sei es im Proberaum, auf der Bühne, im Studio oder für einen Videodreh – dann sind wir dafür richtig ausgehungert nacheinander. Wir entwickeln dann eine Dynamik, die ich so an Intensität und Geschwindigkeit in keiner anderen Beziehung habe. Als hätten wir ein halbes Leben aufzuholen. Das ist Wahnsinn. Insgesamt ist unser Flow jetzt viel stabiler, seit wir zu dritt sind und uns auf good old DIY zurückbesonnen haben. Gar keine Lust mehr auf Industrie. Irgendwann war des echt nur noch frustrierend: Du hast eine brennende Idee und bis du die dann allen Beteiligten erklärt hast und an alle Bedürfnisse angepasst, ist davon nur noch ein klebriger Klumpen Kompromiss übrig. Da ist es sowohl als Band und als Einzelpersonen schwer, zu dem eigenen Schaffen ein gesundes Verhältnis zu behalten. Und umgekehrt gilt das für die Personen ja genauso, die für uns gearbeitet haben. Also haben wir in oft sehr kräftezehrenden Prozessen unsere Verträge aufgelöst, um die Dinge wieder selbst in der Hand zu haben und Verantwortung übernehmen zu können und zu dürfen, anstatt ständig nur mit irgendwem streiten zu müssen, welcher Weg nun der beste ist. So selbstverständlich das für viele klingen mag und so normal es auch für uns in anderen Bereichen unserer Leben ist, so aufregend ist es gerade für Heisskalt. Wir haben unsere Platte selber aufgenommen, die Videos selbst gedreht und Phils Bruder betreut nun unseren Shop, um ein paar Beispiele zu nennen. Plötzlich kostet alles weniger und wir haben mehr tolle Erlebnisse zusammen, die gleichzeitig produktiv und inspirierend sind. Wir können und müssen selbst entscheiden, wie und wo etwas daherkommt. Denn es fühlt sich einfach falsch an, wenn die Interessen von Verkäuferinnen und Vertriebsstrukturen Einfluss auf unser künstlerisches Schaffen haben. Das macht uns zwangsläufig weniger fantasievoll und radikal, weil der deutsche Musikmarkt die Durchschnittlichkeit liebt. Wir wollen aber immer fantasievoller und radikaler werden und uns nicht den Gesetzen eines Marktes unterordnen, den wir eigentlich kritisieren. Und das ist nicht nur eine persönliche, sondern auch eine politische Entscheidung. Es passiert grade richtig viel Scheiße: Ein Rückzug auf konservative Werte, angetrieben von diesem neoliberalen Kapitalismus, der sich permanent anpasst und alles verschlingt, was ihm zwischen die Zähne kommt. Permanente Produktion von Angst: Sei es um die eigene Existenz oder vor Fremdem, das irgendeine originäre kulturelle Identität gefährden soll. Dazu eine wieder legitimer werdende Geschlechterungerechtigkeit. Riesige Anhäufungen von Macht bei Konzernen, die permanent Daten über uns sammeln. Nazi-Zombies auf den Straßen und in den Parlamenten. Die Liste ist lang und die Wechselwirkungen gefährlich. Wir müssen uns da dagegen stemmen und wissen, dass wir als Band ganz gut an die Menschen herankommen können – unter Umständen sogar sowas wie Vorbilder sind. Ich glaube es ist wichtig, diese ganzen gewaltätigen Konstruktionen zu erkennen, die uns umgeben und sich aus ihnen zu befreien. Selbst anders handeln. Raus aus dieser Konsumopfer-Schockstarre. Vielleicht will „Idylle“ dazu motivieren und Mut aussprechen. Bei uns funktioniert das auf jeden Fall gerade gut.“ Wer sich von Heisskalt motivieren lassen will, kann das auf einem der zahlreichen Live Termine tun, auf die sich die Band gerade vorbereitet.

LINKS

heisskaltmusik.de

facebook.com/heisskaltmusik

Abgesagt! – Heisskalt

Großer Saal
Datum
17. Februar 2019
Tag
Sonntag
Einlass
19:00
Beginn
20:00